
Marta schläft
von Romy Hausmann
Produktinformation
- Format: Kindle Ausgabe
- Dateigröße: 889 KB
- Seitenzahl der Print-Ausgabe: 284 Seiten
- Verlag: dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG (17. April 2020)
Inhalt:
»Hab dich. Und jetzt spielen wir. Wir spielen: Gericht.«
Es ist Jahre her, dass man Nadja für ein grausames Verbrechen verurteilt hat. Nach ihrer Haftentlassung wünscht sie sich nichts sehnlicher, als ein normales Leben zu führen. Doch dann geschieht ein Mord. Und der soll ungeschehen gemacht werden. Ein abgelegenes Haus wird zum Schauplatz eines bizarren Spiels ? denn Nadjas Vergangenheit macht sie zum perfekten Opfer. Und zur perfekten Mörderin … Ein tief unter die Haut gehender Psychothriller über Schuld, Vergeltung und die Frage, ob ein Täter je wieder frei sein kann.
Meine Meinung:
Nachdem “ Liebes Kind “ mich schon total geflasht hat, musste ich auch unbedingt “ Marta schläft “ lesen. Die verdammte Warterei auf den Postboten, hat mich dabei halb verrückt gemacht. Unterdessen kursierten im Netz schon heftige Diskussionen über das Buch. Vorableser, die und auch Menschen, die sich aufgrund diverser Meinungen dagegen entschieden, das Buch zu lesen. Ich dachte nur so “ WHAT“? Wie kann ich mich bitte aufgrund diverser Meinungen dazu entschließen etwas nicht zu lesen?? Hallo? Ich bilde mir doch selbst eine Meinung, nur weil es Hinz nicht gefallen, muss Kunz doch nicht derselben Meinung sein? Oder doch? Kann ich wirklich auf die Meinung einzelner Vertrauen? Nein, kann ich nicht, denn nur wenn ich es selbst auch gelesen habe, habe ich eine Meinung dazu, die ich dann auch kundtun kann. Kein Wunder also, das die Buchbranche zu kämpfen hat. Nun aber zum Buch.
Das Romy Hausmann in keine Schublade passt, ist seit Liebes Kind klar, dass sie es schafft noch eine Schippe obendrauf zu setzen, hätte selbst ich nicht geglaubt. Schon die ersten Seiten sorgten für ein kribbelndes Gefühl in der Bauchgegend, eine unterschwellige Spannung machte sich in mir breit, so das ich den Rest des Tages nicht mehr ansprechbar war. Der Schreibstil ist sehr flüssig, auf verschiedenen Handlungsebenen erzählt, strickt Hausmann ein Netz aus Verwirrungen, denen man mit dem Blick zwischen die Zeilen, sehr gut folgen kann. Die Handlungsstränge werden langsam zu einem verbunden, was die Spannung unheimlich hoch hält.
“ Mir fehlen die richtigen Worte. Es ist so schwer… Ich will dir endlich einen Brief schreiben, den ich am Schluss nicht zerreiße. Der es zu dir schafft und dir alles erklärt. Ja, ich habe sie gehasst – manchmal. S.68 aus Brief #18
Vor allem emotional konnte mich das Buch auf einer Ebene packen, die auch psychisch sehr an den Kräften gezehrt hat. Zwischen dickem Kloß im Hals, Tränen in den Augen oder aber mit angehaltenem Atem und Gänsehaut dasitzen und warten bis der Moment vorbei ist, war in der Gefühlsachterbahn alles dabei. Die Charaktere waren absolut passend zur Story, man konnte sich in jeden hineinversetzen, die Hintergründe nachvollziehen. Besonders ergriffen hat mich jedoch die Thematik “ Schuld „. Kennt ihr das Gefühl, welches Schuldgefühle in einem auslösen können? Ich kenne es, weshalb mich die Geschichte wahrscheinlich noch ergriffener gemacht hat, als sonst. Auch wenn ich weiß, das ich eigentlich keine Schuld auf mich geladen habe, so fühle ich mich dennoch schuldig, Frage mich Tag für Tag, ob es nicht doch eine andere Lösung, als den Tod gegeben hätte. Eine Schuld, die keine ist und mich dennoch zerfrisst. Ja, ich weiß, das gehört eigentlich nicht hier rein, aber es war mir ein Bedürfniss, das genau hier los zu werden.
Wer einen gut durchdachten Psychothriller sucht, der sich nach und nach zu einem Ganzen zusammenfügt, unblutig, aber extrem in die Tiefe geht und psychisch sehr anspruchsvoll gestrickt ist. Der sollte unbedingt dieses Buch lesen. Kein Mainstream, kein typischer Thriller, dafür ein echter Romy Hausmann Lesegenuss.
Sehr gerne gebe ich eine Leseempfehlung und 5 von 5*